Kunterbunte Traditionen im Frühling
Von Ostern bis zum Maibaumaufstellen
Wenn die Natur erwacht, Blümlein eifrig ihre Köpfchen recken und ihre bunten Gewänder anlegen, die Wildtiere emsig Futter und Nistmaterial suchen und alle Kinder für Ostern basteln, dann ist der Frühling da. Bei uns in Neumarkt am Wallersee begleiten uns viele Traditionen durch diese schöne Zeit.
Mit Schwung bläst der Wind dicke Regentropfen gegen unser Fenster. So ungemütlich es draußen ist, umso gemütlicher haben wir es in der warmen Stube. Den Nachmittag nutzen wir zum Aufräumen, gemütlich sein, Lesen und vielleicht etwas Basteln. Die Osterdekoration findet sich noch in jeder Ecke: Osterhasen zieren die Blumentöpfe, Bilder von selbstgemalten Eiern und Hasen mit schweren Rucksäcken hängen an den Wänden und flauschige Küken sitzen im gemalten Gras. Es war heuer wieder ein besonders freudvolles Fest. Und weil der April tut, was er will, haben wir entschlossen, uns etwas länger an der österlichen Dekoration zu erfreuen.
Der Osterstrauch ein Symbol des Frühlingserwachen und der Auferstehung
Wie oft haben wir vor Ostern Eierspeise, Fritta oder Kaiserschmarrn gegessen – so viele ausgeblasene Eier waren dazu nötig. Für den Kindergarten, zu Hause oder zum Geschenkebasteln für die Großeltern. Da hängen sie nun in ihrer Pracht, bunt zusammengewürfelt auf den Palmkätzchen. Nur die blühenden Zweige stehen nach Ostern noch in unserem Garten. Traditionell werden für den Osterstrauch rund um den Gründonnerstag Zweige in eine Vase gestellt, die – so hofft jeder – bis zum Ostersonntag austreiben. Es eignen sich Zweige der Birke, Kirsche, Hasel, der Palmkätzchen aber auch der Forsythie. Das Wachsen der Blätter symbolisiert das Wiedererwachen der Natur und die Auferstehung Christi.
Sieben Zweige und bunte Bänder für den Palmbuschen
Heuer ist unser Palmbusch so außergewöhnlich schön geworden, dass wir ihn zum Trocknen aufgehängt haben. Auf diese Weise versuchen wir seine Schönheit zu bewahren und uns nächstes Jahr an seine Formel zu erinnern. Dieses Mal haben wir uns die Mühe gemacht, ihn nach altem Brauchtum zu binden. Gar nicht leicht bei all den regionalen Unterschieden, die es gibt! Wir haben uns für ein altes Bauernrezept entschieden und die sieben Zweige Palmkätzchen (Weiden), Buchsbaum, Wacholder (Kranewitt), Stechpalme, Eibe, Zeder und Thuje (Segensbaum) um einen Haselnussstock gebunden. Mit farblich abgestimmten Bändern verziert, begleitete er uns am Palmsonntag in die Messe. Traditionell werden die Palmbuschen, die in der Kirche bleiben, im kommenden Jahr verbrannt. Ihre Asche dient am Aschermittwoch dem Malen für das Aschekreuz.
Die Wurzelkinder erzählen die Geschichte des Frühlingserwachens
Wie wir so räumen – das eine dorthin stellen, das andere in der Kiste für nächstes Jahr verstauen – fällt uns ein Lieblingsbuch unserer Kindheit in die Hände: „Etwas von den Wurzelkindern“ von Sibylle von Olfers. Dieser zeitlose Klassiker zeigt wie keine andere Geschichte auf bildhafte Weise und in einprägsamen Reimen den Wechsel der Jahreszeiten. „Wacht auf, wacht auf ihr Kinderlein, es wird nun bald der Frühling sein…“ Noch geschwind ein Blick aus dem Fenster. Ja, die Natur bekommt heuer genug Wasser zum Wachsen. Wir aber kuscheln uns ins Sofa und lesen die Geschichte, wie sich die Wurzelkinder ihr Frühlingskleid nähen und von der Mutter Erde nach oben geschickt werden, um dort Freude zu bereiten. Irgendwo haben wir noch eine Nähanleitung für ein Kleid. Das ginge sich doch vielleicht für das Maibaum-Aufstellen aus? Doch jetzt wird erst einmal vorgelesen. Wie gemütlich der April doch sein kann!