Es klingen die Glocken
Weihnachtsstimmung am Wallerseee
Wenn es weiße Flocken rieselt, die Glocken klingeln und so mancher Krampus mit der Kette rasselt, dann weihnachtet es sehr bei uns in Neumarkt am Wallersee. Der Advent ist die Zeit im Jahr, in der wir Traditionen pflegen und unserer Kindheit näher sind als sonst. Es ist die Zeit der Magie, des Himmlischen, des Nikolaus – und auch des Krampus.
Im kleinen Kreis sind wir zusammengekommen, um abends gemeinsam zu singen. Unser Lieblingslied in der Vorweihnachtszeit ist „Kling Glöckchen klingelingeling“. Dabei gibt es, wie wir hier sitzen, rund um den Einsatz des Glockenklangs schon manch lustige Anekdote. Ob mit höchsten hohen Tönen, hervorgezauberten ohrenbetäubenden Schellen oder dem spontanen Klopfen an ein Wasserglas, das die Singstunde schlussendlich nicht heil überstanden hat.
Das Wärmende der Weihnachtslieder
So sind wir auch heute beim Kerzenschein des Adventkranzes beisammen und singen das Lied vom Klingen der Glocken. Obwohl der Komponist unbekannt ist weiß man, dass der Liedertext von Karl Enslin Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals veröffentlicht wurde. Seither ist er in unseren Breiten Teil der Weihnachtstradition. Wir beginnen mit den ersten Tönen – erst noch zaghaft und verhalten, dann immer lauter und lassen uns von den Stimmen und Erinnerungen verzaubern.
Der heilige Nikolaus und sein Helfer
„Lasst mich ein, ihr Kinder, ist so kalt der Winter…“ War das aufregend! Das Warten, ob er kommt. Das Zittern, was er wissen wird. Das Bangen, ob auch etwas im eigenen Säckchen sein wird. Und die Ungewissheit, ob er auch wirklich alleine kommt, der heilige Nikolaus. Wenn es dann nach gefühlt endlos langer Zeit an der Türe läutet und der heilige Nikolaus tatsächlich das Haus betritt, ist das Staunen groß und die Aufregung noch größer. Oft war es nur eine falsche Drohung der Eltern, doch einmal – wir erinnern uns – war das Klingeln der Haustürglocke begleitet vom unverkennbaren Rasseln der Ketten und läuten der Kuhglocken.
Der Krampus ist da
Er gilt als dämonische Figur, als Schreckensgestalt, und wird auch Kramperl oder Bartel genannt. Die ursprüngliche Namensgebung bezieht sich auf etwas Lebloses, Verdörrtes oder Verblühtes. Jeder, der jemals einen Krampus mit eigenen Augen gesehen hat, erinnert sich an das Gefühl des Schreckens, begleitet vom unverwechselbaren Geruch des Fells, in das er eingehüllt ist. Unvergessen die verzerrte, furchterregende Grimasse der Maske. Zugegeben sind es oft faszinierend gefertigte Kunstwerke, die auf den Schultern der Kramperl in übermenschlicher Größe aufragen. Doch recht lange wagten wir es als Kinder nie, sie anzusehen. Außer einmal im Museum der Fronfeste, wo sie sich die Krampusse nicht bewegen, nicht mit den Ketten rasseln, nicht ihre Glocken schellen und keine Höllengeräusche von sich geben.
Ein Weihnachtsbrauch zum Mitleben
„…öffnet mir die Türen, Lasst mich nicht erfrieren…“ Wenn er dann doch vor einem steht, der Krampus, hilft nur noch das Vertrauen in den heiligen Nikolaus und das Versprechen, brav zu sein. In der Hoffnung, dass nächstes Jahr der heilige Nikolaus wieder alleine an der Türe klingelt. Wer mutig ist und die Höllengestalten sucht: Die Neumarkter Krampusse machen nicht nur Hausbesuche, sondern zeigen ihre furchteinflößenden Gestalten auch bei verschiedenen Veranstaltungen. Heute, hier und jetzt sind wir sicher vor ihnen im Schein unserer Adventkerzen. Einzig unsere hohen Töne sind erschreckend, die Gläser aber alle noch heil. Ein Keksteller mit Mandarinen und wärmendem Früchtetee geben unserer musikalischen Runde eine stimmungsvolle Note. Klingeling. Bald ist Weihnachten.
Krampusse in Neumarkt am Wallersee
- Traditionell im Dezember zu sehen bei uns: der heilige Nikolaus und die Neumarkter Krampusse & Sighartsteiner Höllenpass
- Ganzjährig zu bewundern: Krampusausstellung Museum Fronfeste
Liedertext: Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling!
Lasst mich ein, ihr Kinder
Ist so kalt der Winter
Öffnet mir die Türen
Lasst mich nicht erfrieren!
Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling!
Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling!
Mädchen, hört, und Bübchen
Macht mir auf das Stübchen
Bring euch milde Gaben
Sollt euch dran erlaben
Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling!
Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling!
Hell erglühn die Kerzen
Öffnet mir die Herzen!
Will drin wohnen fröhlich
Frommes Kind, wie selig
Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling!
Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling